Liebe Alexandra, du schreibst seit deinem siebten Lebensjahr und hast auch oft in der Schule geschrieben. Wurdest du dabei einmal erwischt oder gibt es eine andere lustige Anekdote aus der Zeit?
Oh ja, da fällt mir direkt etwas ein…wir haben in der zehnten Klasse einen schrecklichen Physiktest geschrieben (man muss dazu sagen, ich war verdammt schlecht in Physik) und ich war früher als alle anderen fertig, weil ich schlichtweg nichts mehr wusste. Also habe ich mein kleines Schreibheft herausgeholt und an meinem damaligen Buch weitergeschrieben – ein Fantasyroman über Drachen und alles, was dazu gehört. Mein Physiklehrer hat das Büchlein gesehen, dieses diabolische Grinsen auf den Lippen, und es mir einfach aus den Händen gezogen. Nichts da mit Briefgeheimnis und so! Und dann hat er die restliche Zeit des Tests darin gelesen. Ich sage euch, ich war rot wie eine Tomate und kurz davor, mich in einen hungrigen, tasmanischen Teufel zu verwandeln. Und als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, hat er nach dem Test seine Lieblingsstelle daraus vorgelesen – vorgetragen. Ich wäre am liebsten im Boden versunken…

»Bis du mir vertraust« ist das sechste Buch, das du bereits veröffentlicht hast. Möchtest du uns kurz erzählen, worum es in diesem Roman geht?
Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich schwer, die Geschichte in ein paar Sätzen zusammenzufassen – einmal abgesehen von dem Klappentext – deswegen möchte ich es etwas anders beschreiben: Im Endeffekt ist es die Geschichte von Remy, einer jungen Frau, die vor vollendete Tatsachen gestellt wurde und mit einem sehr schwierigen Leben mehr oder weniger alleine klarkommen muss. Sie versucht es selbst zu schaffen, ohne Hilfe und hinter Mauern, um sich zu schützen. Ich schätze mal, der Satz Man muss das Leben nehmen, wie es kommt und das Beste draus machen passt sehr gut, denn wenn man diesen Grundsatz verfolgt, kommen einem die schönsten Dinge entgegen. Wie beispielsweise Carter, der unerwartet in Remys Leben tritt oder Maze, die unerschütterlich an ihrer Seite steht. Und dann wird einem vermutlich klar, dass man Vertrauen haben muss. Vertrauen in den Weg, den man geht. Er wird ein an ein Ziel führen, wie auch immer dieses letztlich aussehen wird.
Zu Beginn der Geschichte kommt Remy in Maliac Bay an. Wo liegt das ungefähr und warum hast du dich für diesen Ort entschieden und nicht zum Beispiel für München oder Hamburg?
Maliac Bay ist in meiner Fantasie entstanden – eine kleine Küstenstadt im Westen der USA. Unweit Sacramento und L.A. Ich habe mir diese Stadt in den schillersten Farben ausgemalt: Malerische Berge, eine glitzernde Bucht mit beinahe magischen, winzigen Inseln im Herzen. Scharfe Klippen und verträumte Häuschen. Jeder Winkel von Maliac spiegelt mehr oder weniger eine der Persönlichkeiten aus dem Buch (den Büchern) wider. Ich habe Maliac entstehen lassen – naja eigentlich ist diese kleine Stadt von ganz alleine in meinem Kopf entstanden – weil es keinen vergleichbaren Ort gibt und gleichzeitig unendlich viele Orte, die zu Maliac Bay geworden sind. Macht das irgendeinen Sinn? Ich reise viel und es gab so unendlich viele, kleine Facetten, die ich einfließen lassen wollte. Ein bisschen Neuseeland, ein bisschen Amerika, etwas Paris und London. Sylt, Norwegen, die Alpen…Maliac Bay war geboren.
Was hat dich zur Handlung des Buches inspiriert? Wie immer mein eigenes Leben. Klingt langweilig, ist aber so. Unzählige Menschen und Momente haben in dieses Buch hineingespielt. Meine Freunde genauso wie Fremde, meine Heimat und die Ferne. Und natürlich meine Reisen und die vielen neuen Leute, die ich jedes Mal kennenlernen darf. Vergangenes Jahr war ich für fünf Wochen an der Westküste der USA, ich denke mal, da ist unterbewusst der Grundstein gesetzt worden…
Könntest du dir vorstellen, selbst für ein Jahr unsichtbar zu werden und alles hinter dir zu lassen? Selbst deine Familie und deine besten Freunde?
Oh, das wäre hart. Es gibt so viel in meinem Leben, das ich liebe und niemals aufgeben könnte. Aber manchmal muss man durch die Hölle gehen, um den Himmel zu erreichen. Wenn ich damit schützen könnte, was mir mehr als mein eigenes Leben wert ist, dann lautet die klare Antwort: Ja, das würde ich tun.
Lernst du deine Figuren beim Schreiben besser kennen oder weißt du schon davor alles über sie?
Die meisten meiner Figuren existieren in der Wirklichkeit, somit kenne ich einen Großteil bereits. Manche meiner Personen sind ein wilder Mix aus mehreren realen Persönlichkeiten. Die meiste Zeit über frage ich mich beim Schreiben wie würde ich reagieren? Wie würde XY reagieren? Und dann habe ich die Antwort. Aber natürlich entwickeln sich die Figuren und dann ist es so, als würde man selbst diesen neuen Weg gehen und sich gegenseitig besser kennenlernen.
Gibt es Autoren, die du als Vorbild siehst? Absolut. Es gibt so viele talentierte Autoren, die mich regelmäßig in fremde Leben entführen. Ich bin ein absoluter Fan von Sarah Alderson (wenn ihr ihre Bücher nicht kennt, lest sie! Muss ich jetzt auch unbezahlte Werbung dahinter schreiben?! ;)). Sie ist genial. Genauso wie Christopher Paolini und Michael Ende, durch diese beiden Autoren bin ich erst in die Welt der Buchstaben eingetaucht.
Im Moment studierst du Elektrotechnik. Möchtest du irgendwann hauptberuflich Autorin werden?
Im Augenblick steckte ich in den letzten Zügen meines dualen Studiums und es ist definitiv nicht meins. Als Autorin zu arbeiten ist denke ich, was die meisten von uns Schreibern wollen, oder? Ich muss sagen, ich fände es fantastisch. Aber noch besser wäre ein kleines Büchercafé in der Innenstadt und die Möglichkeit zu schreiben und zu veröffentlichen, wann immer ich Lust dazu habe.
Du reißt sehr gerne mit Zelt und Rucksack durch die Welt. Welche Orte fandest du bis jetzt am schönsten und wo möchtest du als Nächstes hin?
Die Welt ist bunt. Es gibt unzählige magische Orte auf dieser Erde…aber meine liebsten Orte sind Neuseeland und London. Bei beiden habe ich das Gefühl, angekommen zu sein, dieses glückliche Kribbeln, hier absolut richtig zu sein – so wie ich bin. Ich hoffe, dass jeder von euch dieses Gefühl an einem Ort verspürt, es ist unbeschreiblich. Meine nächsten Ziele sind vielfältig und zahlreich. Nach dem Abschluss meines Studiums im nächsten Jahr, plane ich eine lange Reise, vermutlich so um die 13 Monate, einmal um die Welt – also mein nächstes Ziel: Die ganze Welt kennenlernen, es gibt so viel da draußen, so viele ungeschriebene Geschichten. Und ich möchte meine eigene schreiben.
Liebe Alexandra, vielen Dank für das tolle Interview
Ihr findet die Autorin auf Instagram und hier ihre Bücher
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Foto: Alexandra Stückler-Wede
Cover: Alexandra Stückler-Wede