Deine Homepage hat uns verraten, dass du mit dem Ende von Twilight nicht zufrieden warst und du dir einen anderen Ausgang für Jacob Black gewünscht hast. Um die Geschichte für ihn gebührend abzuschließen, hast du selbst zur Feder gegriffen und eine Fanfiction geschrieben. Wie sieht dein persönliches Ende für Jacob aus?
Um ehrlich zu sein, kann ich darauf gar keine Antwort geben. Twilight und diese FanFiction liegen für mich weit in der Vergangenheit und ich habe auch seit Jahren nicht mehr daran gearbeitet. Was ich allerdings sagen kann, ist, dass ich nie glücklich über seine Verbindung zu Renesmee war. Ich fand dieses Konzept, sich auf ein Baby zu prägen, irgendwie falsch, auch wenn es schneller als ein normaler Mensch altert. Doch auch Bella hat für mich nicht zu Jakob gepasst. In meiner FanFiction wurde das Baby daher nie geboren und Jakob hat nach den Ereignissen in „Breaking Dawn“ sein Glück an anderer Stelle gefunden.
Nachdem dich das Schreiben nicht mehr losließ, änderte sich sicherlich einiges in deinem Leben. Wie hat dein soziales Umfeld auf deine neue Leidenschaft reagiert?
Eine ganze Weile habe ich das Schreiben geheim gehalten, vor allem die FanFictions (ja, es waren mehrere) sind im Stillen entstanden und auch meinen ersten Roman habe ich Freunden und der Familie gegenüber nie erwähnt. Erst als er fertig war, habe ich mich langsam getraut darüber zu sprechen, aber erst drei weitere Bücher später, bin ich mit „Light & Darkness“ wirklich „an die Öffentlichkeit“ gegangen. Meine Freunde fanden das alle ziemlich toll, meine Familie hat etwas verhaltener reagiert. Inzwischen gehören ihre Zweifel allerdings auch der Vergangenheit an.

Über die Jahre hast du viele neue Wortwelten geschaffen und zu Papier gebracht. Nach und nach musstest du die Charaktere jeder Geschichte gehen lassen. Bei wem fiel dir das Loslassen am Schwersten?
Das kann ich so nicht sagen. In dem Moment, in dem ich ein Manuskript beende ist der Trennungsschmerz immer ziemlich groß. Ich weiß danach meistens nichts mit mir anzufangen und habe das Gefühl, nie wieder so tolle Charaktere schreiben zu werden, wie jene, die ich jetzt gehen lassen muss.
Doch dieses Gefühl legt sich auch schnell wieder, schließlich folgen noch etliche Überarbeitungsdurchgänge. Und anschließend bleiben die Charaktere durch die LeserInnen am Leben, weshalb ich nie das Gefühl habe sie wirklich zu verlieren und loszulassen. Auch heute werde ich noch nach Dante und Light (Light & Darkness), Callum und Kenzie (Water & Air), Warden, Cain, Ella, Wayne, Harper und Jules (Elemente der Schattenwelt) gefragt. Und wenn der „Trennungsschmerz“ besonders groß ist, kann ich mich ja jedes Mal zurück in die Welt denken, neue Ideen und Geschichten spinnen, auch wenn ich diese nicht aufschreibe.
Stell dir vor, du dürfest nur noch ein einziges Buch besitzen und lesen. Welches würdest du wählen und warum?
Oh mein Gott, was für eine grausame Frage! Ich glaube, ich würde mich für „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss entscheiden. Zum Einem ist es ein sehr dickes Buch, das heißt, ich habe beim Lesen mehr davon. Und zum anderen ist es ein sehr durchdachtes und fassettenreiches Buch. Ich glaube, es gäbe in jedem Lesedurchgang etwas Neues zu entdecken und ich würde lange Freude daran haben, ohne mich zu langweilen.

Du hast eine Vorliebe für übernatürliche Wesen und magische Geschichten. Waren Sage und Luca da nicht enttäuscht, dass sie keine dieser Fähigkeiten bekommen haben?
Nein, enttäuscht waren sie nicht. Sie haben ihre eigenen Kräfte, auch wenn dies keinen übernatürlichen Ursprung haben. Luca ist für Sage einmalig. Er kann ihr etwas geben, was niemand anderes kann. Umgekehrt ist es dasselbe. Das ist auch etwas Besonderes. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass Luca es sicherlich toll fände eine magische Fähigkeit zu besitzen. Sage wäre das zu viel Verantwortung.
Wenn du an „Berühre mich. Nicht.“ denkst, welcher Song beschreibt spontan am Besten die Gefühle, die du beim Schreiben durchlebt hast?
Wenn ich an „Berühre mich. Nicht.“ denke ist wohl der erste Song, der mir in den Kopf kommt „Happy Ending“ von Mika. Es ist ein sehr trauriger, aber zugleich hoffnungsvoller Song und ich glaube, er drückt die Gefühle in diesem Buch ziemlich gut aus. Denke ich an „Verliere mich. Nicht.“ ist für mich „The Cure“ von Lady Gaga der Song!
Luca ist ein waschechter Lesejunkie. Auf seinem Instagram-Account hat er uns verraten, dass er für jede Bibliothek in der Stadt einen Büchereiausweis besitzt. Warum kauft er seine Bücher trotzdem alle selbst?
Luca ist, wie so viele Lesejunkies, ein Sammler. Er möchte seine Schätze besitzen, sie immer wieder lesen und auch die Möglichkeit haben Lieblingsstellen zu markieren, wie man an den Büchern sieht, die er in seinem Zimmer aufbewahrt. Die Büchereiausweise sind einfach ein Bonus, eine Option, die er sich offen halten möchte. Zudem kann man in einer Bibliothek ja nicht nur Bücher ausleihen, die meisten haben auch DVDs, Blu-Rays und inzwischen auch Games!
Sage ist ein ungewöhnlicher Charakter. Ihre Angststörung realistisch darzustellen, war sicherlich eine Herausforderung. Wie gelang es dir, dich in sie hinein zu versetzen?
Ich denke, Angst ist ein sehr universelles Gefühl. Jeder hat Angst. Jeder macht sich Sorgen. Manche Menschen mehr, manche weniger. Die Einen fürchten sich vor Spinnen, die Anderen vor dem Fliegen. Und wieder andere vor ihrem Stiefvater. Egal, was die Angst auslöst, das Gefühl und seine „Symptome“ bleiben relativ identisch. Und da ich selbst eher ängstlich bin und dazu neige, mich in Dinge hineinzusteigern, konnte ich mich relativ gut in Sage einfinden. Die Herausforderung lag vor allem darin, die richtigen Worte zu finden, um diesen Zustand auch Leuten begreiflich zu machen, die damit weniger vertraut sind. Und aufzuzeigen, dass Betroffene diese „Anfälle“ nicht unter Kontrolle haben. Eine Angststörung ist nichts, wofür man sich entscheidet.
Deine Enttäuschung über das Ende von Jacob Black können wir nachvollziehen. Ähnlich erging es uns nach dem Epilog von „Verliere mich. Nicht.“. Deine liebevoll gestalteten Nebencharaktere sind uns Seite für Seite sehr ans Herz gewachsen. Deshalb waren wir wahnsinnig traurig, dass wir nicht erfahren haben ob April und die Anderen ebenfalls ihr Liebesglück gefunden haben. Wir würden uns sehr über ein Statement freuen.
Mir war es wichtig am Ende von „Verliere mich. Nicht.“ nicht alles aufzulösen. Ich finde einen vollkommenen Abschluss unrealistisch, der keine Fragen mehr offen lässt, denn das Leben geht immer weiter. Jeder Moment steht für sich, wir wissen nicht was kommt und es ist erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist. So haben meine LeserInnen die Chance sich selbst noch Gedanken zu machen; was ich mir wünsche. Aber was ich sagen kann ist, dass all die Charaktere, die am Ende im Epilog an einem Tisch saßen, ihr Liebesglück miteinander gefunden haben. Es sind acht Charaktere und vier Paare, doch wer sich mit dem zusammen getan hat, möchte ich nicht verraten.
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Foto: Laura Kneidl
Cover Light and Darkness: Carlsen
Cover Berühre mich. nicht.: Bastei Lübbe
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